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Verkehrslärm, Baustellen, Nachbarschaftslärm: Unsere Welt wird immer lauter, die Lärmbelästigung größer. Aber wie laut ist zu laut und wann wird Lärm zur Belastung für den Körper und das Gehör? In diesem Artikel beleuchten wir die Themen Lautstärke & Dezibel und geben auch Tipps zu Lärmschutz und zur Vermeidung von Lärmschwerhörigkeit.

Wie können wir Lautstärke messen?

Das Maß für die Lautstärke ist der Schalldruckpegel, die Maßeinheit nennt sich Dezibel. Alle Geräusche, die wir wahrnehmen, sind eigentlich nur Luftdruckschwingungen, die auf unser Trommelfell treffen. Von dort werden sie an unser Gehirn weitergeleitet und in Informationen umgewandelt. Je nachdem, mit welcher Energie die Schwingungen, also der Schall, auf das Trommelfell trifft, hören wir entweder leise oder laut. Damit die Lautstärke auch gemessen werden kann, bedienen wir uns der Einheit Dezibel (dB) und benötigen Instrumente, wie einen Schallpegelmesser. Damit kann die Lautstärke von verschiedenen Schallquellen, z. B. Umgebungsgeräusche, Musik oder Maschinenlärm gemessen werden. Mittlerweile gibt es auch Smartphone-Apps, die Lautstärken messen können. Deren Genauigkeit kann jedoch variieren und ist nicht zuletzt abhängig von der Qualität des Mikrofons am Handy

Was ist die Dezibel Tabelle und wie kann man Dezibel messen?

Die Messung von Schallpegeln ist komplex und bedarf komplizierter Rechnungen. Um die Messungen etwas greifbarer für uns zu machen, wurde daher die Dezibel-Skala eingeführt. Sie betrachtet die Eigenheit des menschlichen Gehörs, niedrige Lautstärkepegel stark voneinander zu unterscheiden, wohingegen hohe Dezibel-Bereiche auch große Schalldruck-Unterschiede nicht so genau wahrgenommen werden. Mithilfe verschiedener Filter werden daher besonders tiefe oder hohe Frequenzen entsprechend unserem Empfinden abgeschwächt oder reguliert. Der angegebene Wert in der Skala entspricht daher eher unseren Empfindungen und wird messbar gemacht. Die Angabe des Dezibelwerts erfolgt dann meistens in dB (A) – wobei das A für die Nutzung des A-Filters, der sogenannten Bewertungskurve A des Schallpegels steht.

Die Werte in Dezibel sind also nur auf den ersten Blick linear, das heißt 120 dB scheinen doppelt so laut wie 60 dB. Dem ist jedoch nicht so, denn die Dezibel-Skala ist logarithmisch aufgebaut. Für die Messwerte heißt das, dass eine Kreissäge nicht nur doppelt so laut ist wie ein normales Gespräch, sondern der relative Schalldruck sogar rund 1.000-mal höher ist.

Dezibel Messungen von typischen Umweltgeräuschen 
Die geringste wahrgenommene Lautstärke, also der leiseste Ton, den ein Mensch hören kann, liegt bei 0 Dezibel. Raschelnde Blätter im Wind, eine Mücke oder moderne Computer bringen es gerade einmal auf 10 dB. Flüstern hat etwa 30 dB, eine normale Unterhaltung bereits um die 60 dB. Umgebungslärm wie ein laut schreiendes Baby schafft es, wie etwa ein Motorrad, auf rund 80 dB. Wer gern in Diskotheken geht, setzt sich dem gleichen Lärmpegel (bis 110 dB) aus, den auch ein Presslufthammer oder eine Kreissäge verursachen.
 
Lautstärken um die 50 dB gelten als Zimmerlautstärke und sind für uns gerade noch angenehm. Beim Rasenmähen erreichen wir schon einen Schallpegel zwischen 70 und 80 dB, wohingegen bei etwa 100 dB die Unbehaglichkeitsschwelle und bei rund 120 dB die Schmerzgrenze erreicht ist – eine solch hohe Lautstärke ab diesem Grenzwert ist gefährlich für die Ohren. Bei rund 130 dB Lautstärkepegel liegt der Lärm eines Düsenflugzeugs. Extrem laut und schädlich sind Ohrfeigen oder Silvesterböller in unmittelbarer Nähe des Ohres: Sie erreichen eine Geräuschbelastung von bis zu 180db. Die Entfernung zwischen Schallquelle und Gehör beeinflusst natürlich auch wie stark wir den Schall spüren, also als wie störend wir den Lärm empfinden.
 
Neben dieser sogenannten dB(A)-Skala zum Messen von Dezibel (Lärmmessen) gibt es außerdem die dB(HL)-Skala, die HNO-Ärzte und Hörakustiker verwenden, um einen Hörverlust festzustellen.

Lärm: Gefahr für die Psyche und den Körper

Lärm ist Schall, der als störend und laut empfunden wird. Wir Menschen reagieren unterschiedlich auf Lärm, Lautstärke wird subjektiv wahrgenommen. Manche sind sehr robust und ertragen eine Menge Geräusche auf einmal, andere leiden sogar an einer stark ausgeprägten Lärmempfindlichkeit, der Hyperakusis.
 
Fakt ist, dass eine hohe Lärmbelastung (wie bei einem Knall, der auch ein Lärmtrauma auslösen kann) oder wenn Sie sich über längere Zeit im 70–80 dB-Bereich bewegen (wie viele von uns in der Arbeit), negative Auswirkungen auf die Gesundheit von uns Menschen haben kann. Besonders, wenn Lautstärke als störend empfunden wird, kann dieser zu Stress, Schlaf- und in weiterer Folge auch Konzentrationsproblemen führen und psychosomatische Beschwerden hervorrufen. Aber nicht nur auf die Psyche kann sich Umgebungslärm auswirken, auch unser Körper reagiert negativ, wenn er dauerhafter Beschallung ausgesetzt ist. Das kann in Form von erhöhtem Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Beschwerden sein, aber auch Verdauungsbeschwerden und Schwerhörigkeit sind häufig auf Lärm zurückzuführen.
 
Ab wann Lärmbelästigung zur Lärmbelastung oder sogar gefährlich wird, ist sehr individuell. Der Lärmbereich kann jedoch abgegrenzt werden (siehe Dezibel-Skala im Bild) und in manchen alltäglichen Situationen können Sie zum Beispiel mit einem Gehörschutz bewusst entgegensteuern, wenn es Ihnen zu laut wird.

Lärmbelastung und Auswirkungen auf das Ohr

Jeder hat sich schon einmal reflexartig die Ohren zugehalten – sei es wegen einer Sirene oder bei einem Feuerwerk. Dieser Schutzmechanismus ist äußerst sinnvoll, denn schon kleinere Lärmbelastungen können Auswirkungen auf unseren Körper haben und besonders dem Gehör langfristig schaden:
  • Ab 40 dB: Lern- und Konzentrationsstörungen möglich, bei einem Schalldruckpegel von 50 dB spricht man von der Zimmerlautstärke
  • Ab 60 dB: Hörschäden nach längerer Einwirkung möglich
  • Ab 65 dB: 20 % erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei längerer Einwirkung
  • Ab 85 dB: Beschädigungsbereich, vor allem an lauten Arbeitsplätzen
  • Ab 120 dB: Hörschädigungen schon nach kurzer Einwirkung möglich
 
Ohne Gehörschutz kann eine Hörschwellenverschiebung passieren: Durch den Lärm werden die Haarzellen in unserem Innenohr geschädigt, die den Schall weiterleiten. Wir hören schlechter und die Hörschwelle, das ist der Bereich jener Töne, die wir hören können, verschiebt sich immer weiter und wir hören erst bei einem höheren Schallpegel.
 
Dadurch kann Schwerhörigkeit entstehen, aber auch ein Knalltrauma oder Tinnitus durch den erhöhten Stresslevel.

Wer ist bei einer höheren Lärmbelastung besonders gefährdet

Vor allem Menschen, die aufgrund ihres Berufes täglich bestimmten Lärmpegeln ausgesetzt sind, laufen Gefahr, früher oder später ein Lärmtrauma zu erleiden und Höreinschränkungen zu bekommen. Dauerlärm von Bohrmaschinen, Motorsägen, Flugzeugen oder auch Musik gibt es in vielen Berufszweigen. So sind Forstarbeiter, Straßenbauer und Arbeiter auf dem Bau und in Fabriken durch Lärmquellen genauso gefährdet wie Berufsmusiker im Orchestergraben oder DJs, die in Diskotheken auflegen.
Wie oben in der Tabelle beschrieben, gibt der Schalldruckpegel an, wie laut ein Geräusch ist. Der Lärm am Arbeitsplatz wird über den Tages-Lärmexpositionspegel gemessen. Das ist der Lärmexpositionspegel, der über eine gewisse Zeit auf das Gehör einwirkt. Der (LEX,8h) bezieht sich auf eine 8-Stunden-Schicht und wird ebenso in Dezibel angegeben.
 
Wenn eine Lärmbelastung von 80 dB überschritten werden oder mit lauten Knallgeräuschen mit mehr als 135 dB zu rechnen ist, sind Arbeitgeber in Deutschland sogar verpflichtet, kostenlos Gehörschutz zur Verfügung zu stellen, um Arbeitnehmer vor der häufigen Berufskrankheit Lärmschwerhörigkeit zu schützen. Diese Grenzen werden meist in handwerklichen Betrieben oder von Industrieunternehmen mit hohem Maße an Umgebungslärm wie beispielsweise durch laute Maschinen überschritten.
 
Übrigens: Von einem Lärmtrauma spricht man, wenn Lärm länger auf das Ohr einwirkt. Ein Knalltrauma kann auch nur ein kurzer, lauter Moment sein, zum Beispiel ein Knall eines Silvesterkrachers.
 
Aber auch Lärmquellen im Alltag können zu einer Gehörgefährdung beitragen, denn Bohrmaschinen, Heckenscheren oder Laubbläser werden auch hier genutzt.

Schutzmaßnahmen, um das Gehör im Alltag zu schützen

Um einen dauerhaften Gehörschaden zu vermeiden, ist es also wichtig, seine Ohren vor Lärmbelästigung fernzuhalten. Aber wie schützt man sich vor Lärm? Dazu gibt es ein paar Tipps von GEERS:
  • Lärmminderung: Regulieren Sie die Lautstärke auf ein Minimum, wenn Sie Musik über Ihre Kopfhörer hören und halten Sie sich die Ohren zu, wenn Sie ein Geräusch als störend empfinden
  • Abstand halten: Halten Sie so viel Abstand wie möglich zur Geräuschquelle ein. Ein Konzert kann man auch genießen, wenn man nicht direkt vor den Boxen steht.
  • Lärmschutz: Nutzen Sie Ohrstöpsel oder professionellen Gehörschutz, wenn Sie wissen, dass Sie längere Zeit einem hohen Schalldruck ausgesetzt sind (z. B. in der Disco) um die Gefahr eines Lärmtraumas zur reduzieren.
  • Prävention: Machen Sie regelmäßig einen Hörtest samt Tonaudiogramm um einen möglichen Hörverlust frühzeitig entdecken und behandeln zu können.
  • Entspannung: Gönnen Sie Ihren Ohren zwischendurch Ruhezeiten von Lärmbelastung, das hilft auch bei der Stressbewältigung.
Musiker spiel E-Gitarre

Lärmschwerhörigkeit: Was tun, wenn das Gehör bereits durch Lärm beschädigt wurde?

Lärmbedingter Hörverlust zählt zu den häufigsten Berufskrankheiten in Deutschland und wird ausgelöst, wenn das Gehör dauerhaft lauten Geräuschen ausgesetzt ist. Die hohen Schallpegel schädigen bzw. zerstören die Haarzellen im Ohr, wodurch die Schallwellen nicht mehr richtig weitergeleitet und Informationen nicht mehr verarbeitet werden können. Oft schleichend entsteht eine Innenohr-Schwerhörigkeit, die nicht mehr geheilt, jedoch mit Hörgeräten ausgeglichen werden kann.
 
Begleitet wird diese Art häufig von einem dauerhaften Tinnitus, auch hier gibt es mittlerweile spezielle Hörgeräte mit Tinnitus-Funktion oder Noiser, die Abhilfe schaffen können.
 
Falls Sie glauben, eine Lärmschwerhörigkeit zu haben, empfehlen wir einen Online-Hörtest, einen Besuch im GEERS Fachgeschäft in Ihrer Nähe oder in der HNO-Praxis Ihres Vertrauens! Beim persönlichen Termin werden Sie individuell beraten und erfahren nach Durchführung eines Tonaudiogramms Ihren aktuellen Hörstatus. Für Fragen sind unsere Hörgeräteakustikerinnen und Hörgeräteakustiker gerne für Sie da.

GEERS Hör-Experte Alexander

Unser Hör-Experte und Autor:


Alexander Schneider - Hörakustik-Meister
Alexander ist Hörakustik-Meister und ausgebildeter Pädakustiker bei GEERS.