Hören Sie Geräusche, die es gar nicht gibt? Es pfeift, klingelt, brummt, zischt oder pocht im Ohr – und das scheinbar ohne jeden Grund. Sie sind nicht allein! Millionen von Menschen leiden unter lästigen Ohrgeräuschen, die auch als Tinnitus bezeichnet werden. In vielen Fällen hält das Ohrensausen nur kurzfristig an, manchmal tönt es aber auch über Monate oder gar Jahre. Auf dieser Tinnitus-Ratgeberseite gehen wir auf die Symptome, die unterschiedlichen Arten und Ursachen sowie auf Behandlungsmöglichkeiten von Tinnitus ein und geben einen Überblick für Betroffene und deren Angehörige.
Tinnitus wird häufig als "Klingeln im Ohr" bezeichnet, die Geräusche können jedoch sehr unterschiedlich sein. Auch ein Zischen, Rauschen, Summen oder Klicken kann im Ohr ertönen. Es gibt keine einheitliche Definition, aber im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass Menschen mit Tinnitus ein Geräusch wahrnehmen, das für andere nicht hörbar ist, weil es keine äußere Quelle gibt. Somit ist Tinnitus ein Phantomgeräusch ohne externe Schallquelle und seine Entstehung im Innenohr und Gehirn gibt der Wissenschaft noch immer Rätsel auf. Fest steht nur: Es handelt sich nicht um eine Erkrankung, sondern um ein Symptom. Sehr häufig geht Tinnitus mit einem Hörverlust einher. Bei ca. 80% der Betroffenen besteht auch eine Schwerhörigkeit.
Die Ursache von Tinnitus kann dabei viele Facetten haben, von Schädigungen des Innenohrs bis zu Problemen im Hörnerv oder im zentralen auditiven System. Ebenfalls spielt Lärmeinwirkung eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Tinnitus. Langfristige oder intensive Einwirkungen von lauten Geräuschen, sei es durch berufliche oder Freizeitaktivitäten, können das Gehör schädigen und einen Tinnitus begünstigen.
Stress ist ebenfalls ein weiterer Faktor, welcher mit Tinnitus in Zusammenhang gebracht wird. Chronischer Stress kann das zentrale Nervensystem beeinflussen und somit den Tinnitus verstärken oder auslösen. Daher kann ein ausgewogener Lebensstil und Stressmanagement-Techniken die Symptome positiv beeinflussen. Die Wahrscheinlichkeit an einem Tinnitus zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter an. Hierfür könnte eine altersbedingte Veränderung des Gehörsystems schuld sein, aber auch auf andere altersbedingte Faktoren, die das Auftreten von Tinnitus begünstigen.
Insgesamt zeigt die komplexe Verbindung von Tinnitus mit Hörverlust, Lärmeinwirkung, Stress und dem Alter die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Herangehensweise an, um die Ursachen zu identifizieren und eine effektive Behandlung für Ihre Patienten zu ermöglichen.
Es ist wichtig, Anzeichen für Tinnitus frühzeitig zu erkennen, damit er nicht zu einer ernsthaften oder dauerhaften Erkrankung wird. Auf die folgenden Symptome sollten Sie achten:
Etwa 2% der Tinnitus-Patienten empfinden ihr Ohrgeräusch als behindernd, was bedeutet, dass die Auswirkungen auf das tägliche Leben erheblich sind und eine intensive medizinische Betreuung erforderlich machen. 18% der Menschen mit Tinnitus haben einen als belastend empfundenen Tinnitus, der eine ärztliche Behandlung notwendig macht. Dies zeigt, dass nicht jeder Tinnitus die gleiche Intensität und Beeinträchtigung mit sich bringt. Bei 80% der Betroffenen besteht keine wesentliche Belastung durch das Symptom. Es könnte darauf hindeuten, dass viele Menschen in der Lage sind, mit ihrem Tinnitus zu leben, ohne dass ihr tägliches Funktionieren beeinträchtigt.
Obwohl es schwierig ist, genau zu sagen, wie viele Menschen gelegentlich oder dauerhaft ein unerklärliches Klingeln, Rauschen oder Brummen im Ohr hören, ist das Problem weit verbreitet. Während der pauschale Begriff "Ohrensausen" den Eindruck erweckt, dass jeder das Problem auf dieselbe Weise erlebt, gibt es in Wirklichkeit viele verschiedene Arten von Tinnitus:
Ein Tinnitus kann für kurze Zeit auftreten und wieder verschwinden, aber auch mehrere Monate lang bleiben – oder ein Leben lang. Die Medizin unterscheidet daher auch drei Formen in Bezug auf die Dauer des Tinnitus:
Manche Experten sind der Ansicht, dass Alkohol und Nikotin die Entstehung von Tinnitus begünstigen können. Früher bestand dieser Verdacht auch bei Koffein. Inzwischen gibt es aber Studien, die vermuten lassen, dass ein hoher Kaffee-Konsum das Tinnitus-Risiko eher senkt.
Manche Arten von Tinnitus können mit Hörgeräten therapiert werden. Sogenannte Hörgeräte mit Tinnitus Noiser gleichen den Hörverlust aus, der bei vielen Menschen mit Tinnitus besteht, und überdecken gleichzeitig das lästige Ohrgeräusch. Lesen Sie hier weiter, wie Tinnitus mit Hörgeräten behandelt werden kann.
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