Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Ohr verstopft ist und Sie alles wie durch Watte hören, dann leiden Sie vielleicht unter einem Phänomen, das viele als dumpfes Gefühl oder Druck im Ohr bezeichnen. Möglicherweise haben Sie auch das Bedürfnis zu gähnen, um das Ohr wieder frei zu kriegen. Das dumpfe Hören kann ein paar Stunden andauern oder aber die betroffene Person für den Rest des Lebens begleiten. Von bloßen Druckunterschieden über Ohrenschmalzpfropfen bis hin zum Paukenerguss können verschiedene Ursachen für ein dumpfes Gefühl im Ohr verantwortlich sein. Wir erklären Ihnen, wodurch das Wattegefühl im Ohr verursacht werden kann und wie Sie sich davor schützen können.
Ein dumpfes Gefühl oder Druck im Ohr kann ganz harmlose Ursachen haben. Viele kennen es bestimmt: Sie sind auf einer Bergtour, fahren mit dem Auto oder sitzen im Flugzeug und plötzlich fallen Ihre Ohren zu. Dieses Wattegefühl im Innenohr passiert immer dann, wenn es zu unterschiedlichen Druckverhältnissen kommt, die zum Beispiel bei Veränderung der Höhe beim Start eines Fliegers, entstehen. Bis das Ohr diese Druckunterschiede ausgeglichen hat, entsteht eben dieses unangenehm dumpfe Gefühl im Ohr - möglicherweise hören Sie sogar schlechter oder erleben einen Hörsturz. Manchmal stecken bei Ohrendruck aber auch ernsthafte Erkrankungen dahinter, auf die wir in diesem Artikel näher eingehen:
Wenn sich Ihr Ohr verstopft und dumpf anfühlt oder Sie einen Druck im Ohr verspüren, leiden Sie möglicherweise an einer Mittelohrentzündung. Diese wird in der Fachsprache auch Otitis media genannt. Oft ist das Ohr berührungsempfindlich und in manchen Fällen tritt auch Flüssigkeit aus. In schwereren Fällen kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Die Mittelohrentzündung kommt sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen vor, bei Kindern allerdings häufiger. In den ersten 3 Lebensjahren machen etwa 80 % der Kinder eine Mittelohrentzündung durch. Sie dauert in der Regel 2 bis 3 Tage (auch ohne Medikamente), kann sich in seltenen Fällen aber auch über Wochen hinziehen. Eine Mittelohrentzündung ist meist die Folge eines vorangegangenen Atemwegsinfekts. Hinter dem Trommelfell sammelt sich Flüssigkeit und es entsteht ein idealer Nährboden für Bakterien. Dies führt letzten Endes zur Entzündung des Mittelohrs, die wiederum für die Schmerzen und das dumpfe Gefühl im Ohr verantwortlich ist.
Sehr häufig ist eine Erkältung bzw. eine Nasennebenhöhlenentzündung die Ursache für das Wattegefühl oder den Druck im Ohr. Jedes Jahr erkranken etwa 30 Millionen Menschen an einer Nasennebenhöhlenentzündung, die auch Sinusitis genannt wird. Erkältungen kommen noch häufiger vor. Die beiden Erkrankungen ähneln sich sehr, unterscheiden sich aber in der Dauer der Symptome. Eine Erkältung hält in der Regel etwa 10 Tage an, während eine Sinusitis mehrere Wochen andauern kann. Auslöser ist eine Verstopfung in einer kleinen Röhre, die von der Mitte des Ohrs zur Nase verläuft. Diese sogenannte Eustachische Röhre im Mittelohr schwillt durch die Verstopfung an, was zu einem erhöhten Druck auf das Trommelfell führt. Dieses Symptom sorgt letzten Endes zu einem verminderten Hörvermögen.
Mit weniger als 200.000 Fällen pro Jahr ist Morbus Menière, auch Menière-Krankheit genannt, vergleichsweise selten. Gleichzeitig zählt sie zu den ernsteren Erkrankungen, die ein Druckgefühl im Ohr verursachen können. Morbus Menière tritt in der Regel zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf. Die Erkrankung zieht sich zum Teil über Jahre hin und kann zu dauerhaftem Hörverlust führen. Typische Symptome sind ein Schwindelgefühl, dumpfes Hören und auch Ohrgeräusche (Tinnitus).
Die Presbyakusis oder Altersschwerhörigkeit ist altersbedingt und tritt dann auf, wenn wichtige Haarsinneszellen nach und nach zurückgehen. In der Regel ist die Presbyakusis eine Form der Schallempfindungsschwerhörigkeit (Störung des Innenohrs bzw. Hörnervs). Zu den frühen Symptomen gehört, dass Betroffene hohe Töne nicht mehr hören können und Geräusche wie Vogelgezwitscher nur noch gedämpft wahrnehmen. In den meisten Fällen sind beide Ohren betroffen, der Hörverlust kann aber auch nur auf einem Ohr auftreten. Presbyakusis ist eine der Hauptursachen für Hörverlust bei älteren Menschen: Etwa 40 – 50 % der Erwachsenen über 75 Jahre leiden unter einem beeinträchtigten Hörvermögen.
Eine Verstopfung im Ohr tritt auf, wenn sich ein Objekt (z. B. ein Insekt oder Wasser) im Gehörgang festsetzt. Bei Kindern passiert dies relativ häufig, beispielsweise beim Spielen oder Baden. Ein dumpfes Gefühl im Ohr kann aber auch durch einen Ohrenschmalzpfropf (Cerumen) verursacht werden: Ohrenschmalz schützt zwar das Ohr, kann aber bei übermäßiger Ansammlung den Gehörgang blockieren, was zu Hörverlust und Ohrendruck führen kann. Eine übermäßige oder unsachgemäße Ohrenreinigung kann das Problem verschlimmern. Bei Verdacht auf einen Ohrenschmalzpfropf sollte unter allen Umständen ein HNO-Arzt konsultiert werden, welcher diesen sicher aus dem Gehörgang entfernen kann.
Ein dumpfes Gefühl im Ohr kann oft ein Anzeichen für einen Paukenerguss sein, bei dem sich Flüssigkeit im Mittelohr ansammelt und das Hören beeinträchtigt. Dieser Zustand entsteht häufig durch Blockaden der Ohrtrompete, die durch Erkältungen oder Mittelohrentzündungen verursacht werden können. Besonders bei Kindern, deren Ohren noch nicht vollständig entwickelt sind, treten solche Symptome häufig auf. Während akute Paukenergüsse in der Regel von selbst heilen, können chronische Paukenergüsse die Sprachentwicklung beeinflussen. Die Diagnose Paukenerguss mittels Ohrmikroskopie kann Aufschluss über die genaue Ursache des dumpfen Gefühls im Ohr geben. Bei anhaltenden Beschwerden in Bezug auf das Hörvermögen können Paukenröhrchen helfen, das Ohr zu belüften und das dumpfe Gefühl zu lindern. Wer ein solches Gefühl im Ohr bemerkt, sollte insbesondere bei Wasseraktivitäten und Flugreisen vorsichtig sein, da dies den Zustand verschlimmern könnte.
Neben einem Paukenerguss kann auch Stress ein Auslöser für ein dumpfes Gefühl im Ohr sein. Was viele nicht wissen: Oft entsteht auch ein Tinnitus oder ein Hörsturz, nachdem gestresste Menschen von einem Druck im Ohr oder einem dumpfen Gefühl berichten. In diesem Fall können bestimmte Entspannungstechniken, wie Atemübungen oder auch Yoga helfen. Auch Musik kann die Muskeln entspannen und Stress und Ängste reduzieren.
Belüftungsstörungen sind neben dem Druck im Ohr oder dem dumpfen Gefühl oft auch begleitet von einem Rauschen, Schmerzen im Ohr oder knackenden Geräuschen. Auch ein vermindertes Hörempfinden kann eine Begleiterscheinung sein. Grund für dieses Druckgefühl kann eine Verengung der Ohrtrompete sein, meist steckt einfach eine verstopfte Nase dahinter. Aber auch eine Ohrtrompete, die zu weit geöffnet ist, kann vorkommen – zum Beispiel wenn Sie viel Gewicht verloren haben.
Erkältungen sind zwar lästig, müssen aber nicht zwangsläufig von einer Ärztin oder einem Arzt behandelt werden. Wenn die Symptome jedoch über Wochen andauern, dann sollten Sie sich untersuchen lassen. Um die Reizung zu lindern, können Sie ein abschwellendes Mittel und einen Luftbefeuchter verwenden, um den Druckausgleich der Ohren zu beschleunigen.
Wenn Sie den Eindruck haben, an Morbus Menière erkrankt zu sein, sollten Sie wiederum schnell handeln und sofort einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Vermeiden Sie außerdem Tabakkonsum, damit sich die Symptome nicht verschlimmern. Im Rahmen der Behandlung kann Ihnen der Arzt oder die Ärztin auch ein Mittel gegen die Übelkeit verschreiben.
Da in den meisten Fällen eine Erkältung für Druck im Ohr oder ein dumpfes Gefühl beim Hören verantwortlich ist, können Sie sich durch einen gesunden Lebensstil davor schützen, dass Ihre Ohren verstopfen. Eine gesunde Ernährung und Bewegung, auch bzw. besonders in der kalten Jahreszeit, können wahre Wunder bewirken. Auch der Verzicht auf das Rauchen hilft, die Nase zusätzlich zu reizen.
Im Flugzeug können Sie einem Druckgefühl vorbeugen, indem Sie beim Start und bei der Landung Kaugummikauen oder Wasser trinken. Und ganz allgemein ist es auch ratsam, den Ohren immer wieder mal Ruhe zu gönnen und sein Gehör vor starkem Lärm zu schützen. Das können Sie tun, indem Sie Lärmquellen vermeiden oder auf Ohrstöpsel oder professionellen Gehörschutz zurückgreifen. Für eine regelmäßige und effektive Ohrenhygiene sollten zudem Wattestäbchen für die Ohrenreinigung vermieden werden, da sie Ohrenschmalz tiefer ins Ohr drücken können. Stattdessen das äußere Ohr sanft mit einem feuchten Tuch reinigen. Genauere Informationen finden Sie in unserem Ratgeberartikel, warum Q-Tips schädlich sein können. Bei Anzeichen eines Ohrenschmalzpropfes sollte unbedingt ein HNO-Arzt konsultiert werden.