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Was ist Ototoxizität? Unter Ototoxizität versteht man durch bestimmte Medikamente hervorgerufene unerwünschte Nebenwirkungen, die zur Schädigung des Innenohrs, insbesondere der Cochlea (der Hörschnecke) und des Gleichgewichtssystems führen. In diesem Artikel werden wir die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten bei Ototoxizität untersuchen, ihre Auswirkungen auf die Haarsinneszellen im Ohr und das Hören der hohen Frequenzen beleuchten und erklären, ob sie heilbar ist.

Wie häufig komt Ototoxizität vor?

Ototozitität ist eine relative häufige Nebenwirkung verschiedener Medikamente, insbesondere von Medikamenten zur Behandlung schwerer bakterieller Infektionen und bestimmter Krebsarten. Obwohl die Prävalenzraten je nach Medikament variiert, wird geschätzt, dass bis zu 20 % der Personen, die ototoxischen Medikamenten ausgesetzt sind, einen Hörverlust oder Gleichgewichtsstörungen bekommen können.
Die Symptome können Folgendes umfassen:
  1. Schallempfindungsschwerhörigkeit: Ein schleichender oder plötzlicher Hörverlust, der oft mit dem Verlust von hohen Tönen beginnt.
  2. Tinnitus: Wahrnehmung von Klingeln, Summen oder anderen Geräuschen in den Ohren.
  3. Schwindel: Drehschwindel, begleitet von Gleichgewichtsverlust.

Welche Medikamente können Ototoxizität verursachen?

Ototoxizität kann durch eine Vielzahl von Medikamenten verursacht warden, darunter:
  • Aminoglykosid-Antibiotika: Gängige Mittel gegen schwere bakterielle Infektionen wie Gentamicin und Tobramycin haben ein hohes Potenzial, ototoxisch zu wirken oder eine durch aminoglykoside induzierte Ototoxizität zu verursachen.3
  • Cisplatin-basierte Chemotherapie: Cisplatin wird bei der Behandlung verschiedener Krebsarten eingesetzt und kann Schäden am Innenohr verursachen.1
  • Schleifendiuretika: Medikamente wie Furosemid, die z. B. zur Behandlung von Herzinsuffizienz und Nierenerkrankungen eingesetzt werden, können in hohen Dosen ototoxische Wirkungen haben.

Warum verursachen Schleifendiuretika Ototoxizität?

Schleifendiuretika werden häufig zur Behandlung von Ödemen (Flüssigkeitsansammlungen), Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Nierenerkrankungen eingesetzt. Obwohl sie bei sachgemäßer Anwendung im Allgemeinen wirksam und sicher sind, können sie bei manchen Personen zu Ototoxizität führen.

Der genaue Mechanismus ist nicht vollständig geklärt, es wird jedoch angenommen, dass eine Reihe von Faktoren dazu beitragen. Hier sind ein paar Annahmen:
Älterer Mann hält sich das Ohr
  1. Störung des Ionengleichgewichts im Innenohr, wodurch die Haarsinneszellen geschädigt werden können.
  2. Reduzierter Blutfluss zur Cochlea: Schleifendiuretika können eine Erweiterung der Blutgefäße verursachen und den Blutfluss zur Cochlea, dem Teil des Innenohrs, der für das Hören verantwortlich ist, verringern. Eine verminderte Durchblutung kann zu Ischämie (Sauerstoffmangel) und einer Schädigung der Cochlea-Haarzellen führen.
  3. Entstehung freier Radikale: Schleifendiuretika steigern nachweislich die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), auch freie Radikale genannt. Sie können oxidativen Stress verursachen, Zellen und Gewebe im Innenohr schädigen und zur Ototoxizität beitragen.
  4. Genetische Veranlagung: Manche Menschen haben möglicherweise eine genetische Veranlagung für die Ototoxizität von Schleifendiuretika. Genetische Faktoren können den Stoffwechsel und die Reaktion auf Medikamente beeinflussen und bestimmte Personen anfälliger für Nebenwirkungen wie Ototoxizität machen.5

Haarsinneszellen und das Hören hoher Töne

Im Innenohr befinden sich empfindliche Haarzellen, die Schallschwingungen weiterleiten und in elektrische Signale umwandeln, die vom Gehirn verarbeitet werden. Diese Haarzellen sind besonders anfällig für Schäden und die ototoxische Wirkung von Medikamenten.
Wie oben erwähnt, können diese Medikamente oxidativen Stress in der Cochlea auslösen, die Haarzellen schädigen und zu Hörschäden führen. Ein Hörverlust im Hochfrequenzbereich ist häufig eines der frühesten Anzeichen einer Ototoxizität, da die Haarzellen, die für die Erkennung hochfrequenter Töne verantwortlich sind, aufgrund ihrer Lage an der Cochlea anfälliger für Schäden sind.

Wie wird Ototoxizität behandelt?

Zur Behandlung von Ototoxizität gibt es mehrere Möglichkeiten, darunter:
  1. Absetzen oder Anpassen der Medikation: In manchen Fällen kann das Absetzen oder Ändern der Dosierung des ototoxischen Medikaments helfen, weitere Schäden zu verhindern.
  2. Unterstützende Maßnahmen: Hörgeräte oder Cochlea Implantate können Menschen mit Hörverlust helfen.
  3. Vestibuläre Rehabilitationstherapie: Um das Gleichgewicht zu verbessern und Schwindelgefühle zu reduzieren, können Gleichgewichtsübungen helfen.
  4. Audiologische Kontrolle: Regelmäßige Hörtests können helfen, das Fortschreiten der Ototoxizität zu erkennen und zu überwachen.4

Diagnose und otoakustische Emissionen

Zur Diagnose einer Ototoxizität werden verschiedene audiologische Tests eingesetzt, darunter die Reintonaudiometrie oder OAE-Tests (otoakustische Emissionen).
Beim OAE-Test werden Klänge gemessen, die das Innenohr als Reaktion auf eine Hörstimulation aussendet. Veränderungen oder das Fehlen dieser Emissionen können auf eine Schädigungen des Innenohrs hinweisen.

Ist Ototoxizität heilbar?

In vielen Fällen kann Ototoxizität zu einer irreversiblen Schädigung der Haarzellen im Innenohr führen. Sobald diese Zellen beschädigt oder zerstört sind, können sies ich nicht mehr regenerieren, was zu einem dauerhaften Hörverlust führt. Schweregrad und Dauer des Hörverlusts hängen von verschiedenen Faktoren, wie dem jeweiligen Medikament, der Dosierung, der Behandlungsdauer und der individuellen Veranlagung ab.
Frau nimmt Tabelette
Allerdings ist D-Methionin eine Aminosäure, die in einigen Studien gezeigt hat, dass sie lärm- und drogenbedingten Hörverlust verhindern kann. Es wird angenommen, dass der Wirkmechanismus mit seiner Fähigkeit zusammenhängt, die Produktion schädlicher reaktiver Sauerstoffspezies (engl. reactive oxygen species, ROS) im Innenohr zu reduzieren, die zu Zellschäden und Hörstörungen führen können.2

Die antioxidativen Eigenschaften von D-Methionin können dazu beitragen, das Innenohr vor den schädlichen Auswirkungen dieser Medikamente zu schützen. Durch die Reduzierung des ROS-Spiegels kann D-Methionin dazu beitragen, die Sinneszellen zu schützen und medikamentenbedingten Hörverlust zu verhindern.

Bitte beachten Sie jedoch, dass die Forschung zum Potenzial von D-Methionin zur Vorbeugung von Hörverlust zwar vielversprechend ist, jedoch umfangreichere klinische Studien erforderlich sind, um seine Wirksamkeit endgültig nachzuweisen. Darüber hinaus können die individuellen Reaktionen auf D-Methionin unterschiedlich sein und es sollte nicht als Ersatz für die oben genannten etablierten Behandlungsmöglichkeiten verwendet werden.2

Was sind die Risikofaktoren für Ototoxizität?

Bestimmte Faktoren können die Veranlagung einer Person für Ototoxizität durch eines der Medikamente erhöhen. Diese beinhalten:
  • Bestehender Hörverlust: Menschen, die bereits einen Hörverlust haben, haben ein höheres Risiko für ototoxische Nebenwirkungen.
  • Genetische Faktoren: Manche Menschen können genetische Faktoren aufweisen, die sie anfälliger für Ototoxizität machen.
  • Kumulative Wirkung: Eine längere oder wiederholte Exposition gegenüber ototoxischen Medikamenten kann das Risiko eines Hörverlusts erhöhen.
  • Alter: Ältere Menschen sind aufgrund altersbedingter Veränderungen im Innenohr möglicherweise anfälliger für die Wirkung ototoxischer Medikamente.

Zusammenfassung

Ototoxizität ist für betroffene Personen, die mit bestimmten Medikamenten behandelt werden, ein erhebliches Problem. Es kann zu einer irreversiblen Schädigung der Haarzellen im Innenohr kommen, was zu Hörverlust und Gleichgewichtsstörungen führen kann. Während Prävention von entscheidender Bedeutung ist, kann die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Ototoxizität dazu beitragen, ihre Auswirkungen auf die Lebensqualität einer Person zu minimieren.

Wenn Sie selbst oder jemand, den Sie kennen, unter Hörproblemen leidet oder einen Hörverlust hat, empfehlen wir Ihnen ehestmöglich einen HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin aufzusuchen, um eine schnelle Diagnose und einen entsprechenden Behandlungsplan zu erhalten. Denn frühzeitiges Eingreifen können dazu beitragen, die Gesundheit des Gehörs und somit auch Ihrer Lebensqualität zu erhalten.

Quellen:

1. Albera R, Piumetto E, Cavallero F, et al. (1991). Ototoxicity of high doses of cisplatin. J Laryngol Otol., 105(6):468-472.
2. Campbell KC, Meech RP, Klemens JJ, et al. (2007). Prevention of noise- and drug-induced hearing loss with D-methionine. Hearing Research, 226(1-2):92-103.
3. Forge A, Schacht J. (2005). Aminoglycoside antibiotics. Audiol Neurootol., 5(1):3-22.
4. Rybak LP, Whitworth CA. (2005). Ototoxicity: therapeutic opportunities. Drug Discov Today, 10(19):1313-1321.
5. Rizzi MD, Hirose K. (2007). Aminoglycoside ototoxicity. Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg., Oct;15(5):352-7. doi: 10.1097/MOO.0b013e3282ef3c6d. PMID: 17823502.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Schulungs- und Informationszwecken. Diese Informationen sind kein Ersatz für eine professionelle medizinische Beratung. Wenn Sie Fragen bezüglich Ihrer Gesundheit haben, sollten Sie sich immer an einen Arzt oder eine andere medizinische Fachkraft wenden.