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Viele Studien zeigen, dass ein unversorgter Hörverlust das Risiko erhöhen kann, im Laufe des Älterwerdens eine Demenz zu entwickeln.1, 2 Ob eine Hörversorgung dieses Risiko verringern kann, war bislang weitestgehend uneindeutig, denn vergangene Studien zeigen zwar positive Auswirkungen einer Hörgeräteversorgung, allerdings war das Gesamtbild nicht eindeutig.3 Neue Studien4, 5 zeigen nun, dass die Behandlung von Hörverlust bei älteren Erwachsenen einen positiven Effekt auf die geistige Fitness haben kann. Diese Studien belegen, dass die frühzeitige Erkennung und Behandlung einer Schwerhörigkeit eine großen Beitrag zu gesundem Altern leisten können. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Schwerhörigkeit und die Funktionsfähigkeit unseres Gehirns zusammenhängen und welche Erkenntnisse zu diesem Thema zum heutigen Zeitpunkt vorliegen.

Wie hängen Hörverlust und geistige Fitness zusammen?

Unsere Ohren sind für die Wahrnehmung von Geräuschen verantwortlich, während unser Gehirn die Geräusche verarbeitet und ihnen somit einen Sinn gibt.7, 8 Das Hören von Geräuschen und die Verarbeitung von Sprache halten unser Gehirn aktiv.
 
Viele Menschen unterschätzen die Auswirkungen von Hörverlust und betrachten ihn lediglich als ein Problem des Gehörs. Aber: Schwierigkeiten beim Hören belasten Ihr Gehirn, da es hart arbeiten muss, um unvollständige Informationen zu verstehen. Mit der Zeit kann diese zusätzliche Anstrengung zu Müdigkeit und Stress führen, was sich negativ auf Ihre allgemeine geistige Gesundheit auswirkt.10

Gesundes Altern und Demenz

3 Fakten über Demenz
Kognition oder geistige Fitness beschreibt die Fähigkeit von uns Menschen, zu denken und Dinge wahrzunehmen. Mit zunehmendem Alter kann diese Gehirnleistung abnehmen – das ist ein ganz natürlicher Prozess. In gewissen Fällen ist die Abnahme der Gehirnleistung jedoch nicht durch den natürlichen Alterungsprozess erklärbar und ist womöglich Zeichen einer Demenzerkrankung.

Unter Demenz versteht man ein Spektrum von Erkrankungen des Gehirns, die alle mit kognitiven Beeinträchtigungen einhergehen, sich jedoch hinsichtlich Ursache, Verlauf und Prognose stark unterscheiden können. Im Gegensatz zum normalen Alterungsprozess treten kognitive Veränderungen bei Demenz schneller und in größerem Maße auf, zudem beeinträchtigen sie Urteilsvermögen und Alltagskompetenzen. Demenz ist mehr als nur eine Gedächtnisstörung, sie beinhaltet eine Beeinträchtigung mehrerer höherer kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Sprache, Aufmerksamkeit und Problemlösefähigkeit und führt zu einem allmählichen Defizit in der Fähigkeit, alltägliche Aufgaben auszuführen. Die kognitiven Probleme gelten als dauerhaft und irreversibel.6
Sowohl Hörverlust als auch Demenz hängen mit dem Alter zusammen. Derzeit sind 65 % der Menschen über 60 Jahren von Hörverlust betroffen.9 Aktuell leben weltweit 55 Millionen Menschen mit Demenz, der überwiegende Teil ist 65 Jahre oder älter.6 Unter den verschiedenen bekannten Risikofaktoren für Demenz, darunter Alter, Genetik, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2, wurde Hörverlust als der größte beeinflussbare Risikofaktor identifiziert, der 8 % zum Gesamtrisiko im Laufe des Lebens eine Demenz zu entwickeln beiträgt.4

Aktuelle Forschungsergebnisse zu Schwerhörigkeit und allgemeinem Wohlbefinden

Beim guten Hören und Verstehen geht es um so viel mehr als nur um Ihr Gehör. Es kann einen direkten Einfluss auf Ihre kognitive Gesundheit und Ihr Wohlbefinden haben.11
 
Oft ziehen sich Menschen, die schlecht hören, immer mehr aus ihrem Sozialleben zurück. Durch den daraus resultierenden Mangel an Reizen, kann die Leistung des Gehirns abnehmen und es wird möglicherweise nicht mehr genug gefordert.

Hörverlust und geistige Fitness

Eine Analyse verschiedener Risikofaktoren, die die Entwicklung einer Demenz beeinflussen, wurde im Jahr 2020 veröffentlich. Es hat sich gezeigt, dass ein unversorgter Hörverlust mit 8% als größter potenziell modifizierbar beeinflussbarer Risikofaktor gilt. Das ist allerdings ein statistischer Wert, der sich nicht auf die Einzelperson bezieht12
 
Eine gute Nachricht kommt nun aus aktuellen Studien, die jeweils eine Gruppe Schwerhöriger MIT Hörversorgung mit einer Gruppe Schwerhöriger OHNE Hörversorgung über einen Zeitraum von 3 Jahre beobachtet haben. In der Studie „ACHIEVE“ der John-Hopkins-University (USA) hat sich gezeigt, dass das Tragen von Hörgeräten den Verlust des Denk- und Gedächtnisvermögens bei älteren Erwachsenen, die bereits ein erhöhtes Demenzrisiko aufweisen, über einen Zeitraum von drei Jahren um 48 % verlangsamen kann.4
Zwei ältere Menschen rätseln gemeinsam
Die Forscherinnen und Forscher der University of Melbourne haben in ihrer Studie „ENHANCE“ herausgefunden, dass die kognitiven Fähigkeiten in der Gruppe mit Hörgeräten über drei Jahre stabil geblieben sind, wohingegen die Gruppe ohne Hörgeräte in ihren kognitiven Funktionen abbauten.
 
Das Fazit der Forschung:
  • Gutes Hören kann die geistige Fitness im Alter unterstützen.
  • Gutes Hören verbessert die Lebensqualität und eine frühzeitige Erkennung und Versorgung einer Schwerhörigkeit ist empfohlen.5

Das Potenzial der Hörgeräteversorgung

Angesichts dieser jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse bietet die Früherkennung und Behandlung von Hörverlust ein noch größeres Potenzial, zu Ihrem allgemeinen Wohlbefinden und einem gesunden Altern beizutragen, indem sie zum Schutz Ihrer geistige Gesundheit beitragen kann.
 
Eine regelmäßige Hörvorsorge ist daher sehr zu empfehlen. So kann eine Schwerhörigkeit früh erkannt und versorgt werden, um das gesunde Altern zu unterstützen.4 Betroffene sollten daher bei den ersten Symptomen eines beginnenden Hörverlusts ihr Gehör testen lassen – das ist bei Ihrem HNO-Arzt oder Ihrer HNO-Ärztin aber auch in einem GEERS Fachgeschäft in Ihrer Nähe kostenlos möglich.
 
Wurde ein Hörverlust diagnostiziert, kann die Hörminderung durch das Tragen eines Hörgerätes im Regelfall gut kompensiert werden. Was Hörgeräte bringen? Hörgeräte helfen dabei, Gesprächen wieder besser folgen zu können, Naturklänge wieder besser zu hören oder wichtige Signale z.B. im Straßenverkehr wieder besser wahrzunehmen. Mit einem Hörgerät kann wieder aktiver am Leben teilgenommen werden

Schwerhörigkeit erkennen

Hörverlust beginnt meist schleichend, daher erkennen viele Betroffene das Fortschreiten der Krankheit zu spät oder scheuen sich aus Scham vor dem Weg zum HNO-Arzt oder Akustiker. Oftmals sind es die Angehörigen und nicht die Betroffenen selbst, die erste Anzeichen wahrnehmen.
 
Lautet Ihre Antwort auf einige der folgenden Fragen "Ja", empfehlen wir zeitnah einen Hörtest durchführen zu lassen oder zunächst einen Online-Hörtest zu machen:
 
  • Drehen Sie die TV- oder Radio-Lautstärke auf, um besser verstehen zu können?
  • Ist das Verstehen beim Telefonieren in letzter Zeit anstrengender für Sie geworden?
  • Haben Sie das Gefühl, Ihr Gegenüber spricht oft undeutlich und leise?
  • Bitten Sie Ihren Gesprächspartner vermehrt, das Gesagte zu wiederholen?
  • Empfinden Sie bestimmte Töne als besonders laut und unangenehm?
  • Haben Sie Schwierigkeiten, die Quelle/Richtung eines Geräusches zu bestimmen?
  • Ziehen Sie sich in letzter Zeit oftmals aus dem sozialen Leben zurück und unternehmen weniger mit anderen?

Demenz erkennen

Unbehandelter Hörverlust
Beobachten Sie bei sich oder Ihren Liebsten Veränderungen in der geistigen Fitness, kann es dafür viele Ursachen geben. Das muss erstmal kein Grund zur Besorgnis sein. Trotzdem ist es gut, in diesem Fall eine:n Expert:in zu konsultieren. Hierzu zählen z. B. sogenannte Gedächtniskliniken oder lokale Neurologen. Eine fachliche Einschätzung oder eine Diagnose sollte immer nur von einem Arzt vorgenommen werden. Sollten Sie weitere Informationen suchen oder eine erste Beratung wünschen, empfehlen wir Ihnen valide Quellen wie z. B. die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V (deutsche-alzheimer.de).

Gesund altern: Was kann ich selbst tun?

Die gute Nachricht ist: Sie können einiges an Ihren Lebensgewohnheiten ändern, um ein gesundes Altern und Ihr Wohlbefinden zu fördern:14
Körperliche Aktivität
Regelmäßige Bewegung ist eine der besten Möglichkeiten, fit zu bleiben (Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation: mindestens 150 Minuten mäßig intensive Aktivität oder 75 Minuten intensive Aktivität pro Woche).
Gesunde Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung wie die mediterrane Ernährung (einschließlich frischem Gemüse und Obst, Fisch, weniger rotem Fleisch und Pflanzenölen) kann dazu beitragen, Ihr Risiko für viele Erkrankungen zu senken.
Rauchen Sie nicht
Rauchen schadet der Blutzirkulation im Körper, einschließlich der Blutgefäße im Gehirn, erheblich. Mit dem Rauchen aufzuhören ist eine gute Möglichkeit, Ihr Gesundheitsrisiko zu senken.
Weniger Alkohol
Das Einhalten der empfohlenen Grenzwerte für den Alkoholkonsum oder sogar der Verzicht auf Alkohol kann sich positiv auf die Gesundheit Ihres Gehirns und Ihre allgemeine Gesundheit auswirken.
Bleiben Sie geistig und sozial aktiv
Die Teilnahme an geistigen oder sozialen Aktivitäten kann dazu beitragen, die Fähigkeit Ihres Gehirns zu stärken, mit Krankheiten umzugehen, Stress abzubauen und Ihre Stimmung zu heben.
Achten Sie auf Ihre (Hör-)Gesundheit
Mit zunehmendem Alter ist es wahrscheinlicher, dass Sie bestimmte gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck, Diabetes oder Hörverlust entwickeln. Eine regelmäßige Überprüfung Ihrer allgemeinen körperlichen Gesundheit und Ihrer Hörgesundheit kann dazu beitragen, dieses Risiko zu verringern.

Schützen Sie Ihre kognitiven Fähigkeiten

Mit zunehmendem Alter wird es noch wichtiger, nicht nur Ihre allgemeine körperliche Gesundheit, sondern auch Ihre Hörgesundheit regelmäßig überprüfen zu lassen. Hörgeräte verbessern nicht nur das Hörvermögen, sondern können auch die kognitive Gesundheit unterstützen und einen wesentlichen Beitrag zu Ihrem allgemeinen Wohlbefinden leisten.
 

Ihre Beratung bei GEERS

Haben Sie den Verdacht unter einem Hörsturz zu leiden? Dann machen Sie jetzt einen Termin in einem GEERS Fachgeschäft. Unsere kompetenten Hörspezialisten beraten Sie gerne!
GEERS Hör-Expertin Christine

Unsere Hör-Expertin und Autorin:


Christine Lange - Hörakustik-Meisterin
Christine ist Hörakustik-Meisterin, Meisterin der Augenoptik und ausgebildete Pädakustikerin bei GEERS.

Quellen

1 Brewster, K.K., et al., Considering hearing loss as a modifiable risk factor for dementia. Expert Rev Neurother, 2022. 22(9): p. 805-813. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36150235/
 2 Ray, J., G. Popli, and G. Fell, Association of Cognition and Age-Related Hearing Impairment in the English Longitudinal Study of Ageing. JAMA otolaryngology-- head & neck surgery, 2018. 144(10): p. 876-882. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30193368/
3 Dawes, P. and Völter, C. Do hearing loss interventions prevent dementia? Z Gerontol Geriatr, 2023. 56(4): p. 261-268 https://link.springer.com/article/10.1007/s00391-023-02178-z
4 Lin, F. et al., (2023). Hearing intervention versus health education control to reduce cognitive decline in older adults with hearing loss in the USA (ACHIEVE): a multicentre, randomised controlled trial. The Lancet. Advanced online publication. https://doi.org/10.1016/S0140-6736(23)01406-X https://www.achievestudy.org/key-findings
5 Sarant, J. Z., et a., (2024). ENHANCE: A Comparative prospective longitudinal study of cognitive outcomes after 3 years of hearing aid use in older adults.  Frontiers in Aging Neuroscience, 15. DOI https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnagi.2023.1302185/full
6 WHO, Dementia, Fact Sheet. 2023 https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dementia
 7 Kiessling, J., Pichora-Fuller, M. K., Gatehouse, S., Stephens, D., Arlinger, S., Chisolm, T., . . . von Wedel, H. (2003). Candidature for and delivery of audiological services: special needs of older people. International journal of audiology, 42 Suppl 2, 2S92-101. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12918635.
 8 World Health Organization. (2021). World report on hearing. Geneva: World Health Organization. Retrieved March 8th, 2021. https://www.who.int/publications/i/item/world-report-on-hearing
 9 Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME). (2018). Findings from the Global Burden of Disease Study 2017. Seattle, WA: IHME http://www.healthdata.org/sites/default/files/files/policy_report/2019/GBD_2017_Booklet.pdf 
10 Holman, J. A., Hornsby, B. W. Y., Bess, F. H., & Naylor, G. (2021). Can listening-related fatigue influence well-being? Examining associations between hearing loss, fatigue, activity levels and well-being. International journal of audiology, 60(sup2), 47–59. https://doi.org/10.1080/14992027.2020.1853261 
11 Vercammen C, Ferguson M, Kramer SE, et al. Well-hearing is well-being. Hearing Review. 2020;27(3):18-22.
https://hearingreview.com/hearing-loss/patient-care/counseling-education/well-hearing-is-well-being
 12 Livingston, G., Huntley, J., Sommerlad, A., Ames, D., Ballard, C., Banerjee, S., Mukadam, N. (2020). Dementia prevention, intervention, and care: 2020 report of the Lancet Commission. Lancet (London, England). https://www.thelancet.com/article/S0140-6736(20)30367-6/fulltext
13 World Health Organization. (2023). Retrieved November 22nd, 2023. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/dementia
14 Alzheimer’s Society. (2023). How to reduce your risk of Alzheimer's and other dementias. Retrieved November 22nd, 2023. 
https://www.alzheimers.org.uk/about-dementia/risk-factors-and-prevention/how-reduce-your-risk-alzheimers-and-other-dementias#1
15 United Nations, Department of Economic and Social Affairs, Population Division (2019). World Population Prospects 2019: Data Booket. ST/ESA/SER. A/424.